Unbeeindruckt von Präsidenten-Besuch – DW – 16.01.2015
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Unbeeindruckt von Präsidenten-Besuch

Mark Caldwell (AFP, dpa, Reuters) / sst16. Januar 2015

Der Überraschungsbesuch von Nigerias Präsident Goodluck Jonathan im Bundesstaat Borno ist auf wenig Gegenliebe gestoßen. Jonathan wolle nur Kritiker besänftigen, sagen die Überlebenden des Terrorangriffs.

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Nigeria Autobombe in Maiduguri (Foto: (AP Photo/Jossy Ola)
Bild: picture-alliance/AP Photo

Mehr als zwei Wochen nach dem verheerenden Anschlag der Terrorgruppe Boko Haram in Baga, bei dem hunderte Menschen ums Leben kamen wagte sich der nigerianische Präsident Goodluck Jonathan in das von den Islamisten kontrollierte Gebiet im Norden des Landes. Jonathan blieb drei Stunden in Maiduguri, der Hauptstadt des Bundesstaats Borno, wo er sich mit Überlebenden des Anschlags vom 3. Januar traf. Bei seinem Besuch in einem Lager, das rund 5000 Menschen Schutz bietet, die aus ihren Heimatorten fliehen mussten, versprach er, dass sie schon bald "wieder zurück in ihre Häuser gehen" könnten.

Doch von Begeisterung über den Besuch war nichts zu spüren. Ein Flüchtling sagte der Deutschen Welle, dass Jonathan das Camp lediglich besucht habe, um Kritik abzuwenden. "Er will nur, dass keiner sagt, er hätte es trotz der ganzen Morde hier bis zum Ende seiner Amtszeit versäumt, uns zu besuchen." Jonathan hatte Maiduguri zuletzt im März 2013 besucht.

Ein weiterer Flüchtling berichtete, dass Jonathan von der Masse mit der Parole "Sai Buhari - Wir sind für Buhari" begrüßt worden sei. Damit ist der frühere Militärmachthaber Muhammadu Buhari gemeint, der als Jonathans Hauptherausforderer bei der Präsidentenwahl am 14. Februar antritt.

"Kein politischer Besuch"

Der Wahlkampf für die Abstimmung hat bereits begonnen. Jonathans Sprecher Reuben Abati hingegen betonte bei einer Pressekonferenz, dass dies kein politischer Besuch sei. "Der Präsident hat keine politischen Diskussionen geführt."

Wahlkampf in Nigeria 2015 (Foto: PIUS UTOMI EKPEI/AFP/Getty Images))
Im Februar ist Wahl - auf Plakaten werben Amtsinhaber Jonathan (r) und Herausforderer Buhari um StimmenBild: AFP/Getty Images/P. Utomi Ekpei

Jonathan besuchte auch die nigerianischen Truppen auf dem Militärstützpunkt in Maiduguri. Im vergangenen Mai hatten hier unzufriedene Soldaten auf ihren Kommandeur geschossen. Zwölf der Soldaten wurden später vor einem Militärgericht wegen Meuterei zum Tode verurteilt. Nigerianische Soldaten kritisierten, dass Boko Haram besser mit Waffen ausgestattet sei als sie selbst.

Die Terrorgruppe Boko Haram hat weite Teile in Nigerias Nordosten unter Kontrolle. Präsident Jonathan jedoch sagte in Maiduguri, sein Sicherheitschef habe versprochen, dass "alle Gegenden, die unter Kontrolle von Boko Haram stehen, schon bald zurückerobert werden." Bislang hat Nigerias Militär es allerdings nicht geschafft, Boko Haram zurückzudrängen.

Inzwischen wird Kritik laut, ob die Wahl überhaupt glaubwürdig sein könne, wenn Boko Haram große Teile des Nordostens kontrolliert. Dort würde es wahrscheinlich unmöglich werden, überhaupt wählen gehen zu können.

Kritik aus dem Ausland

Seit langem dehnt sich der Einfluss von Boko Haram auch über Nigerias Grenzen aus. Die Regierung des Tschad verkündete diese Woche, eine große Anzahl Soldaten ins benachbarte Kamerun zu schicken, um dort das Eindringen der Terroristen ins Land zu verhindern. Der Vorschlag von Tschads Präsident Idriss Deby wurde am Freitag einstimmig vom Parlament angenommen. Tschad will ebenfalls Truppen nach Nigeria senden.

Amnesty International Satellitenaufnahme (Foto: DigitalGlobe)
Amnesty legte Satellitenaufnahmen vor, um die Zerstörung zu dokumentierenBild: Amnesty International/DigitalGlobe

Der französische Präsident François Hollande hat Boko Haram vorgeworfen, in Nigeria "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" zu verüben. "Frankreich muss Ländern verstärkt helfen, die diese Geißel bekämpfen", sagte Hollande, dessen Land selbst immer noch die Nachwehen des islamistischen Angriffs auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" spürt.

Ähnliche Bemerkungen kamen von US-Außenminister John Kerry, der die Angriffe auf Baga und Umgebung ebenfalls als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" betitelte.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat inzwischen Satellitenbilder der Städte vor und nach dem Angriff veröffentlicht. Demnach haben die Terroristen die Stadt Baga in eine einzige Trümmerwüste verwandelt.

Mitarbeit von: Al-Amin Suleiman, Gombe