Kindersterblichkeit in Serbien und Montenegro doppelt so hoch wie im Westen – DW – 14.10.2003
  1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kindersterblichkeit in Serbien und Montenegro doppelt so hoch wie im Westen

14. Oktober 2003
https://p.dw.com/p/4BJ3

Bonn, 9.10.2003, DW-radio/Serbisch, Ejub Stitkovac

In Serbien und Montenegro sterben jedes Jahr etwa tausend Kinder, bevor sie ihr fünftes Lebensjahr erreicht haben. Die meisten sterben im ersten Lebensjahr. Dies ist die Folge sowohl der schweren wirtschaftlichen Lage als auch des mangelnden Wissens der Eltern, insbesondere der Mütter. So steht es unter anderem im Bericht des UNICEF-Büros in Belgrad. Dieser wurde heute (9.10.) von der UNICEF-Mitarbeiterin, Mary Black, auf einer Pressekonferenz vorgestellt.

Die Kindersterblichkeit in Serbien und Montenegro sei im Verhältnis zu früheren Zeiten erheblich geringer. Dies sei jedoch keinesfalls zufriedenstellend. Die allgemeine wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage wirke sich direkt aus nicht nur auf die Zahl der Neugeborenen, sondern auch auf ihre Überlebenschancen, warnte Dragana Djokovic-Papic im Namen des serbischen Amtes für Statistik. "Vom Standpunkt der Statistik aus betrachtet wäre die Aussage zutreffend, dass der Hauptkampf zur Verringerung der Säuglingssterblichkeit in der Republik Serbien fast gewonnen sei. Ziehen wir indes in Betracht, dass vergangenes Jahr in Zentralserbien 602 und in der Vojvodina 188 Babys ihren ersten Geburtstag nicht erlebt haben, müssen wir daraus die Schlussfolgerung ziehen, dass der Kampf um jedes Baby wichtig und bedeutsam ist", so Dragana Djokovic.

Auf die Frage unseres Korrespondenten, ob und um wie viel sich die Kindersterblichkeit in den vergangenen zehn schwierigen Jahren – der Kriege und der Sanktionen – erhöht habe, sagte Dr. Oliver Petrovic vom Belgrader UNICEF-Büro: "Ich kann ohne Vorbehalte sagen, dass wir über die Untersuchungsergebnisse überrascht sind. Daraus geht hervor, dass sich die Kinder- und Säuglingssterblichkeit in diesem – so unglücklichen - Zeitraum, um 30 bis 40 Prozent verringert hatte. Wenn man dies nun mit anderen Ländern vergleicht, die eine ähnliche Situation durchlebt haben – wie der Irak oder Libyen, über die Sanktionen verhängt wurden – kämen wir zu dem Ergebnis, dass sie bedeutend schlechtere Zahlen aufwiesen", so Petrovic. Gleichzeitig machte er auf eine weitere Tatsache aufmerksam: "In dieser Dekade ist dies der einzige Bereich, in dem die Sterblichkeit zurückgegangen ist. In allen anderen hat sie sich erhöht. Wir haben nicht untersucht, was dazu geführt hat, dass die Kinder- und Säuglingssterblichkeit zurückgegangen ist. Es gibt dafür einige logische Erklärungen. Eine davon ist, dass die Familie ein Kind in den Mittelpunkt stellt – dies gehört zu unseren Charakteristika. Denn auch wenn es in einer Familie nicht ausreichend für alle zu essen gibt, bekommt das Kind immer etwas zu essen. Die zweite logische Erklärung dafür ist für unsere Gesellschaft nicht von Vorteil – und zwar der Rückgang der Geburtenrate. In den vergangenen zehn Jahren ist der Bevölkerungszuwachs erheblich zurückgegangen. Daher allein ist es in jeder Hinsicht etwas besonderes, wenn ein Kind zur Welt kommt", so Petrovic.

Die offizielle Vertreterin des Belgrader UNICEF-Büros, Dr. Mary Black, ergänzte, die Sorge des Staates um die Kinder sei erkennbar höher. Hinsichtlich der Untersuchungen zum vergangenen Jahrzehnt konnte sie keinen eindeutigen Kommentar abgeben: "Wir wissen nicht, wie hoch die Kindersterblichkeit gewesen wären, hätte es keine Kriege und Sanktionen in den vergangenen zehn Jahren gegeben. In Serbien und Montenegro ist die Kindersterblichkeit noch immer doppelt so hoch wie im Westen", so Black. (...) (md)