PEN klagt an: verfolgte Autoren weltweit

Niemand weiß genau, wie viele Journalisten, Dichter und Schriftsteller weltweit hinter Gittern sitzen oder verschwunden sind. Die sogenannte "Caselist" des PEN-Clubs erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber mit Hunderten von Namen ist sie ein erschreckender Beweis dafür, wie schlecht es in vielen Ländern um die Meinungsfreiheit bestellt ist.

Seit Februar 2017 sitzt der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel bereits in einer Gefängniszelle in der Türkei. Ihm werden von der Regierung Volksverhetzung und Propaganda für die Gülen-Bewegung vorgeworfen, doch eine offizielle Anklage gibt es noch immer nicht. Das sei eine weitere Eskalationsstufe im Kampf der Erdoğan-Administration gegen die Meinungsfreiheit, so PEN.

Cesario Alejandro Félix Padilla Figueroa ist Gründungsmitglied des PEN Honduras. Im Juni 2017 wurde er wegen "umstürzlerischen Verhaltens" verurteilt. Der Internationale PEN fordert seine Freilassung. Die Schriftstellervereinigung glaubt, dass Padilla und andere Studierende für die Ausübung ihrer Rechte auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit gerichtlich verfolgt werden.

Der TV-Journalist war bekannt für seine kritische Berichterstattung über die honduranische Regierung. Im Dezember 2013 wurde er im Alter von 43 Jahren von Unbekannten erschossen. Seine Familie geht davon aus, dass der schon vorher mehrfach bedrohte Argeñal Medina wegen seiner Recherchen über einen Korruptionsskandal der lokalen Behörden sterben musste. Bis heute ist der Mord nicht aufgeklärt.

Schlagzeilen machte das Schicksal des saudischen Bloggers Raif Badawi. Gerichte verurteilten den Internetaktivisten wegen "Beleidigung des Islam" zu zehn Jahren Gefängnis und 1.000 Stockhieben. Er hatte 2008 das Online-Forum "Die Saudischen Liberalen" gegründet. Das Europäische Parlament verlieh Badawi den Sacharow-Preis für geistige Freiheit, den seine Ehefrau in seinem Namen entgegennahm.

Die israelische Polizei verhaftete die palästinensische Dichterin Dareen Tatour am 11. Oktober 2015, derzeit steht sie unter Hausarrest. Ihr wird die "Unterstützung einer terroristischen Organisation" vorgeworfen; außerdem habe sie mit ihren Gedichten in sozialen Netzwerken die Bevölkerung zu Gewalt angestiftet. Das Urteil steht noch aus. Der PEN fordert die sofortige Freilassung Dareen Tatours.

Der Dichter und Chefredakteur der Zeitung "Zemen" wurde 2001 aus seinem Haus verschleppt. Damals verhaftete die Polizei landesweit gleich mehrere Journalisten. Die Männer seien CIA-Spione und würden die Einheit des Landes gefährden, begründeten die Behörden ihr Vorgehen. Bis heute ist das Schicksal der Journalisten nicht geklärt. Asrat sitzt vermutlich im Hochsicherheitstrakt Eiraeiro.