Reif fürs Museum: Der Musikfotograf Anton Corbijn

Anton Corbijn wurde 1955 in dem niederländischen Dorf Strijen als Sohn eines Pfarrers geboren. Seine Karriere begann er als Autodidakt mit der Musikfotografie. Seit Anfang der 1980er-Jahre drehte er auch Musikvideos, unter anderem für "Depeche Mode" und "U2". 2007 stieg Corbijn mit seinem Film "Control" über das Leben des Sängers der Band "Joy Division" auch in die Spielfilmbranche ein.

Musik faszinierte den introvertierten Corbijn schon seit seiner frühen Jugend. Die Kamera war für ihn stets ein Arbeitsinstrument, um soziale Barrieren zu überwinden und mit seinen Lieblingskünstlern in Kontakt zu treten. Sie half ihm seine zurückhaltende Art teilweise abzulegen. Durch seine Fotografien ergaben sich zahlreiche Zusammenarbeiten und auch tiefe Freundschaften mit den Porträtierten.

Corbijns Schwarz-Weiß-Fotos sprechen stets eine melancholische Sprache. Mit einer Hasselblad-Kamera porträtiert er Musiker, Maler, Models und Schauspieler. 2002 fertigte er Selbstportraits an, auf denen er sich als verstorbener Rockmusiker verkleidete. Hier posiert er vor einem Selbstportrait im Gemeentemuseum in Den Haag.

Mit 19 Jahren beschloss Corbijn, freier Fotograf zu werden. Anfang der 1980er-Jahre zog es ihn von Den Haag nach London. Eine der ersten Bands, die er in der neuen Wahlheimat fotografierte, war die Post-Punk-Band "Joy Division". Corbijn liebt Einzelgänger-Geschichten, weil er darin sich selbst wiederfindet . Der Frontmann Ian Curtis beeindruckte Corbijn besonders.

Neben "Joy Division" fühlt sich Corbijn vor allem den Bands "Depeche Mode" und "U2" freundschaftlich verbunden. In den letzten 30 Jahren gestaltete er für sie mehrere Albencover und Musikvideos. Eines seiner berühmtesten Musikvideos ist aber "Heart Shaped Box" von "Nirvana", deren Sänger Kurt Cobain (Foto) war. Corbijn gewann dafür 1994 den MTV Music Award in der Kategorie "Best Art Direction".

Sein Debut als Filmemacher gab Corbijn mit "Control". Die eleganten, grobkörnig-ausgeblichenen Schwarz-Weiß-Bilder erinnern an die frühen Filmzeiten. In seinem zweiten Film "The American" mit George Clooney (r.) faszinierte er die Zuschauer mit Minimalismus, ruhigen Bildern von kargen und einsamen Landschaften. Spannung entsteht durch die leisen Töne. Die Filmmusik komponierte Herbert Grönemeyer.

In Corbijns jüngstem Film "A Most Wanted Man" spielte Herbert Grönemeyer (l.), eine Nebenrolle. Die beiden Künstler sind seit 25 Jahren miteinander befreundet. Grönemeyer sagte: "Wir sind wie ein Liebespaar. Es gibt zwischen uns eine Chemie, die ich nicht wirklich erklären kann. Es gibt aber auch Unterschiede: Anton ist ein sehr kluger, weiser Mensch. Ich bin eher kindisch, temperamentvoller."

Vor seiner Filmkarriere konnte Corbijn seine Fotografien für sich sprechen lassen. Nun gibt er Interviews auf Filmfestivals, wie der Berlinale und in Cannes. Doch der Wirbel um seine Person entspricht ihm, wie er sagt, weniger. "Anton Corbijn. The Living and the Dead" heißt die Ausstellung im Bucerius Kunst Forum Hamburg, die bis zum 6. Januar 2019 läuft.