Ryanair-Personal will wieder streiken – DW – 10.09.2018
  1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ryanair-Personal will wieder streiken

10. September 2018

Ryanair hat mit seinen Piloten in Irland und Italien Tarifverträge abgeschlossen. Der deutschen Vereinigung Cockpit sind die dort erzielten Ergebnisse aber nicht genug. Neue Streiks drohen - und zwar schon bald.

https://p.dw.com/p/34dwp
Ryanair Flugzeug
Bild: picture-alliance/dpa

Passagiere des Billigfliegers Ryanair müssen sich wieder auf Streiks einrichten. Die Vereinigung Cockpit hat die rund 400 in Deutschland stationierten Kapitäne und Co-Piloten für diesen Mittwoch (12. September, 03.01 Uhr) zu einem erneuten 24-Stunden-Streik aufgerufen.

Wie beim ersten Arbeitskampf Mitte August geht es erneut um die Gehälter und Arbeitsbedingungen der bislang ohne Tarifvertrag fliegenden Piloten des größten Billigfliegers in Europa.

Parallel rief die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi rund 1000 Flugbegleiter von Ryanair in Deutschland ebenfalls für Mittwoch zum Streik auf.

Irland und Italien kein Vorbild

Zwischenzeitlich hat das Unternehmen mit den nationalen Pilotengewerkschaften in Italien und Irland separate Abschlüsse getroffen, die aber der deutschen VC (Vereinigung Cockpit) offenkundig nicht ausreichen. Die Einigungen könnten nicht als Blaupause für eine Lösung in Deutschland dienen, erklärte die VC am Montagabend in Frankfurt. In Irland sei noch keine Vereinbarung über Vergütung und allgemeine Arbeitsbedingungen geschlossen worden. Selbst neue Streiks seien dort nicht ausgeschlossen.

In Italien seien strukturelle Fragen bei Arbeitszeit und Vergütung "unzureichend geregelt". Die Parteien konnten sich auch nicht auf einen Schlichter einigen, wie es Ryanair zur Konfliktlösung vorgeschlagen hatte. Laut VC beharrte das Management auf einem Mediator aus Irland, der nicht über die für Deutschland notwendigen Rechtskenntnisse verfüge.

Umgekehrt habe Ryanair mehrere von der VC vorgeschlagene Schlichter abgelehnt. "Ryanair will mit ihrem Vorschlag offenbar ein Tarifdiktat durch die Hintertür erreichen. Das ist mit uns nicht zu machen", erklärte VC-Tarifvorstand Ingolf Schumacher in einer Mitteilung.

Auch das Kabinenpersonal will streiken

Neben den Piloten verlangen auch die Flugbegleiter in verschiedenen europäischen Ländern höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen. Einige Gewerkschaften etwa in Spanien und Portugal haben ebenfalls schon gestreikt. In Deutschland mit rund 1000 Flugbegleitern verhandelt die Gewerkschaft Verdi mit der Billigairline, die zudem auch mit Konkurrenzgewerkschaft Ufo spricht.

Ein bislang vorliegendes Entgeltangebot nannte Verdi indiskutabel. Verdi verlange "eine substantielle Entgeltsteigerung, die das Einkommen für alle Beschäftigten existenzsicher und planbar macht. Dazu gehören unter anderem die Einführung eines Basisgehaltes für alle Flugbegleiter und die Erhöhung dieses Gehaltes." Verdi will auch gegen Befristungen, Leiharbeit und kurzfristige Versetzungen angehen.

Ryanair-Werbung | Europa: Grenzenlos günstig
Ryanair sieht das Niedrigkostenkonzept in Frage gestellt.Bild: imago/Ed Gar

Gegenseitige Blockadevorwürfe

Am 10. August hatten die deutschen Piloten gemeinsam mit Kollegen aus den Niederlanden, Belgien und Schweden die Arbeit niedergelegt. Die Airline hatte in der Folge rund 400 Verbindungen abgesagt, rund ein Sechstel des für diesen Tag geplanten Europa-Programms. Betroffen waren rund 55 000 Passagiere. Ein Drittel der Flüge in Deutschland konnte damals stattfinden, weil die Maschinen aus dem nicht bestreikten europäischen Ausland gekommen waren.

Gewerkschaften und Ryanair beschuldigen sich bislang gegenseitig, die seit dem Winter laufenden Verhandlungen zu blockieren. Die VC will bei der Airline erstmals ein System aus Vergütungs- und Manteltarifvertrag etablieren und zieht zum Vergleich Konkurrenten wie beispielsweise die Tuifly heran.

Ryanair verweist auf günstige Arbeitszeitraster und hohe Endgehälter ihrer Kapitäne und Copiloten, die über dem Niveau von Eurowings oder Norwegian lägen. Das Unternehmen will nach eigenen Angaben keine Vereinbarungen treffen, die das Niedrigkostenkonzept in Frage stellen.

dk/uh (dpa, afp)