Weltbank will extreme Armut überwinden – DW – 03.04.2013
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Weltbank will extreme Armut überwinden

Rachel Baig3. April 2013

Extrem arm zu sein, das heißt: von weniger als 1,25 Dollar am Tag zu leben. Im Jahr 2030 soll es das kaum noch geben - das ist das jüngste Ziel der Weltbank. Doch es gibt auch Kritik an dieser Entwicklungsstrategie.

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Foto: REUTERS
Bildergalerie Jemen ArmutBild: Reuters

Der neue Weltbank-Chef Jim Yong Kim ist optimistisch: "Eine Welt ohne Armut ist in Reichweite". Innerhalb einer Generation, glaubt Kim, können die Entwicklungsländer die extreme Armut weitgehend ausradieren. Der Schlüssel zum Erfolg: anhaltendes Wachstum, vor allem in Südasien und den afrikanischen Staaten südlich der Sahara. Außerdem müssten die Früchte des Wachstums gerechter verteilt werden, so Kim in einer Grundsatzrede.

Nach Definition der Weltbank ist extrem arm, wer pro Tag weniger als einen Euro zur Verfügung hat. Schätzungen zufolge lebten 2010 etwa 1,2 Milliarden Menschen in extremer Armut, 870 Millionen hungerten jeden Tag. Rund 6,9 Millionen Kleinkinder sterben jährlich an Nahrungsmangel.

Der Anteil der extrem armen Weltbevölkerung soll nach dem Willen der Weltbank von derzeit 21 Prozent auf unter drei Prozent im Jahr 2030 sinken. Kim knüpft mit seiner Forderung an das Millenniumsziel der Vereinten Nationan an, wonach die Zahl der Menschen in extremer Armut zwischen 1990 und 2015 halbiert werden sollte. Dieses Ziel der UN ist 2010 bereits erreicht worden.

Der wirtschaftliche Aufstieg von Staaten wie China, Indien und Brasilien hat dazu beigetragen, dass Millionen Menschen den Aufstieg aus extremer Armut schafften - auch wenn sie noch immer zu den Ärmeren zählen und von zwei bis zehn Dollar am Tag leben müssen.

Gute Vorraussetzung für Armutsbekämpfung

Der Weltbankpräsident ist überzeugt: Angesichts der jüngsten Erfolge hätten die Entwicklungsländer nun die Chance, binnen einer Generation die extreme Armut weitgehend auszuradieren. "Unsere Pflicht muss es sein, dafür zu sorgen, dass diese günstigen Umstände durch überlegte Entscheidungen ergänzt werden, um diese historische Möglichkeit zu verwirklichen", betonte Kim in seiner Rede.

Bedingung sei allerdings ein anhaltendes Wachstum in den Schwellenländern. Dafür seien dort weitere Investitionen in Bildung und öffentliche Institutionen notwendig. Außerdem müsse man sich darauf konzentrieren, die Folgen der Naturkatastrophen zu bewältigen. Der Klimawandel sei eine fundamentale Bedrohung für wirtschaftliche Entwicklung und den Kampf gegen die Armut.

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Ein Schritt in die richtige Richtung

Die Weltbank werde bei der Auswahl von Projekten stärker als bisher auf dieses Ziel achten und die Gesetzgeber ihrer 188 Mitgliedsländer regelmäßig daran erinnern, betonte der Präsident der globalen Finanzorganisation in einer Rede an der Georgetown University in Washington. Außerdem werde die Organisation die Fortschritte messen und in einem jährlichen Bericht veröffentlichen.

Weltbank Präsident Kim (Foto: ddp images/AP Photo/Jim Cole)
Weltbank Präsident Kim will extreme Armut abschaffenBild: AP

Mikkel Barslund ist Politikwissenschaftler am Centre for European Policy Studies. Er glaubt, dass die Weltbank auf dem richtigen Weg ist. "Die Änderung muss zwar durch wirtschaftliche Entwicklung in den einzelnen Ländern stattfinden, aber die Weltbank kann einen gewissen Einfluss haben, indem sie immer wieder auf die Problematik aufmerksam macht."

Kritik von Attac

Roland Süß von Attac Deutschland (Foto: Attac Deutschland/Pressestelle)
Roland Süß von Attac DeutschlandBild: Attac Deutschland

Doch es gibt auch Zweifel am Entwicklungskonzept der Weltbank. "Die Strategie der Weltbank ist es, Märkte zu öffnen und den Welthandel in den Vordergrund zu stellen. Dies führt aber oft dazu, dass die Existenz von Kleinbauern zerstört wird", sagt Roland Süß vom globalisierungskritischen Netzwerk Attac.

China habe zum Beispiel ganz anders gehandelt. "Das Land hat zuerst seine Strukturen geschützt und dann die Märkte geöffnet. Insofern hat China genau den anderen Weg eingeschlagen, als was von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds propagiert wird".